Bewusst die verschiedenen Ebenen unseres Seins wahrzunehmen hilft, bei Stress und Ärger schneller zur Ruhe zu kommen. In der Polarity Therapie wird dieses Bewusstsein durch Körperarbeit integriert.
Eine gute Selbstwahrnehmung und ein achtsamer Umgang mit sich selber sind zentrale Faktoren um Gesundheit zu erhalten oder wieder herzustellen.
Das ganzheitliche Konzept von Polarity fördert die Selbstwahrnehmung auf verschiedenen Ebenen:
- Mit Berührungs-, Bewegungs-, Atem- und Energiearbeit wird das Körperbewusstsein geschärft.
- Eine individuell angepasste Ernährung fördert das Bewusstsein der Zusammenhänge zwischen Nahrungsaufnahme und körperlichen wie auch geistigen Befindlichkeiten.
- Das begleitende Gespräch unterstützt die Selbstreflexion und die Selbstwahrnehmung.
Eine der wichtigsten Eigenschaften die in der Ausbildung zum Polaritytherapeuten trainiert wird, ist die achtsame Präsenz. Sie ist die erste der fünf Säulen auf der Polarity aufbaut.
Die Schulung und Weiterentwicklung der achtsamen Präsenz und neutralen Haltung geschieht in der gleichen Art wie eine Polaritytherapiesitzung aufgebaut ist:
Durch Reflexion der Wahrnehmung des eigenen Körperempfindens, der körperlichen- und emotionalen Befindlichkeit und der mentalen Gedankenvorgänge. So kann Bewusstsein über die Zusammenhänge von Körper, Seele und Geist entstehen. Diese behutsame Reflexion fördert Klarheit über die Auswirkungen der eigenen Geschichte in das aktuelle Zeitgeschehen hinein: Es entsteht Erkenntnis und Verständnis über sich selber und das eigene Verhalten.
Polarity fördert einen ganzheitlichen Genesungs- und Entwicklungsprozess und eine gesunde Lebensweise. Die Therapie unterstützt Menschen in einer eigenverantwortlichen Lebensweise und hat als Ziel die Stärkung der Selbstregulation, die Förderung der Selbstwahrnehmung und die Stärkung der Genesungskompetenz.
Als Therapeut oder Lehrperson ist es wichtig, das eigene Gleichgewicht und einen guten Umgang mit Grenzen und den eigenen Ressourcen zu pflegen. Einerseits um selber gesund zu bleiben, andererseits um reflektorisch Klienten oder Studenten zu unterstützen achtsam in ihrer eigenen neutralen Präsenz zu ruhen.
Praxisbeispiel
Barbara kommt aufgeregt in die Praxis, weil sie gerade einen aufwühlenden Streit mit ihrem Lebenspartner hatte. Sie spricht schnell und ärgerlich.
Ich bitte sie, sich erst mal zu setzten und anzukommen. Während dessen giesse ich ihr bewusst langsam ein Glas Wasser ein und nehme selber einen tiefen Atemzug. Während ich das Wasser eingiesse nehme ich die Wirkung der Aufregung meiner Klientin in meinem eigenen Körper wahr: die Bauchgegend ist etwas angespannt. Ich fühle in meine eigene emotionale Ebene und spüre eine vage Angst. Ich reflektiere über meine mentale Ebene warum das so ist und kann das Unbehagen meiner eigenen Biographie zuordnen. Dieser Vorgang dauert keine Minute. Mit einem tiefen Atemzug lasse ich die Anspannung bewusst los, konzentriere mich einen Moment auf die Wirkung dieses Atemzuges und komme zurück in meine neutrale und achtsame Präsenz.
Die Wirkung meines eigenen tiefen Atemzuges und hat bereits bei Barbara bewirkt, dass sie ebenfalls einen tiefen Atemzug gemacht hat und ruhiger wurde.
Ich bitte sie, noch einmal einen tiefen Atemzug zu nehmen und leite sie darin an ihren Körper bewusst wahrzunehmen.
Auf Anfrage gibt die Klientin an selber ruhiger geworden zu sein. Anstelle des Ärgers kommt nun Trauer auf und sie beginnt zu weinen.
Im weiteren Verlauf der Sitzung kommt die Klientin immer mehr zur Ruhe. Aus diesem neutralen Raum heraus bekommt sie Klarheit über ihr eigenes Verhalten und Zusammenhänge aus ihrer eigenen Biographie.
Die anschliessende Körperenergiearbeit auf der Liege vertieft und integriert den Prozess.
Sie verlässt die Praxis nach einer Stunde klar, ruhig und innerlich ausgeglichen.
Nach und nach kann sie ihre Bedürfnisse mit ihrem Lebenspartner besser kommunizieren und Streitereien können schneller beigelegt werden.
Polaritysitzungen sind ein stetes Achtsamkeitstraining. Deshalb ist es dann auch in erster Linie das Training der Achtsamkeit das dann folglich den Transfer der Therapie in den Alltag gelingen lässt.
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